2018 war das heißeste Jahr in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881
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War 2018 ein Schicksalsjahr für den Klimaschutz? In Deutschland konnten sich in den vergangenen Monaten viele Menschen ein sehr eindrückliches Bild davon machen, was es heißt, in der Klimakrise zu leben: etliche eingestellte Hitzerekorde, eine beispiellose Dürre, ausgetrocknete, feuergefährliche Wälder. Deutschland ist im Schnitt bereits ein Grad wärmer als zur vorindustriellen Zeit – und die Erderhitzung schreitet voran. Der aktuelle Sonderbericht des Weltklimarats warnt eindringlich vor den Folgen, wenn bis 2030 der weltweite Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase nicht um die Hälfte reduziert wird. Bis zur Mitte des Jahrhunderts muss die Erdbevölkerung sogar CO2-neutral produzieren. Zwölf Jahre um das Ruder herumzureißen... 2018 mag ein Schicksalsjahr gewesen sein, die kommenden sind es umso mehr.
Darum ist der Klimawandel auf absehbare Zeit die wichtigste und schwierigste Herausforderung der Menschheit; Greenpeace hat im vergangenen Jahr informiert, gewarnt und mobilisiert. Nach wie vor ist die Umweltschutzorganisation eine wichtige Stimme in der Kohlekommission, die den überfälligen Ausstieg Deutschlands aus der Kohleenergie in die Wege leitet. Alle sind gefragt: Politik, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen – sogar die Justiz. Mit drei Familien klagt Greenpeace gegen die Bundesregierung, weil die ihre Klimaziele für 2020 aufgegeben hat.
Was war so besonders an 2018?
Eine Hitzewelle macht noch keinen Klimawandel – Wetter ist kurzfristig, Klima langfristig. Aber der besonders heiße Sommer in Deutschland passt in ein Muster. Das stellt sich einfach dar, ist aber unerbittlich: Die ganze Welt, auch Deutschland, wird zusehends wärmer. Der Deutsche Wetterdienst meldete heute, 2018 sei mit durchschnittlich 10,4 Grad Celsius das wärmste Jahr seit dem Beginn deutschlandweiter Wetteraufzeichnungen. Acht der neun wärmsten Jahre seit 1881 fallen somit in das 21. Jahrhundert. Davon muss man nicht überrascht sein: Das Thema durchdrang dieses Jahr sämtliche Medien, die Gesellschaft für deutsche Sprache kürte vor wenigen Wochen „Heißzeit“ sogar zum Wort des Jahres – ein Begriff, der eine veränderte Welt beschreibt.
Zur Hitze traten etliche Extremwetterphänomene, die in einem systematischen Jahresvergleich schwer zu greifen sind; die Auswertung der finanziellen Schäden kann noch Jahre dauern. In einer Pressemitteilung fasste der Deutsche Wetterdienst am 13. Dezember auf knapp 20 Seiten Wetterschäden in Deutschland 2018 zusammen, wies allerdings darauf hin, dass so eine Liste nur unvollständig und oberflächlich bleiben kann. Dass solche Ereignisse sich mehren, steht für die Behörde aber fest: „Trotzdem wird erkennbar, wie offenbar zunehmend unser Dasein, Leib und Leben, durch extreme Wettersituationen beeinträchtigt wird.“
Wie hat Greenpeace 2018 zu dem Thema gearbeitet?
Im Januar stellte Greenpeace ein Sofortprogramm vor, mit dem die Bundesregierung ihre kurzfristigen Klimaziele für 2020 noch erreichen kann: Dazu gehört die Stilllegung der schmutzigsten Kohlekraftwerke, das Verbot, neue Kraftwerke zu bauen und neue Tagebaue zu erschließen, sowie der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Damit könnten die angepeilten 40 Prozent CO2-Reduktion im Vergleich zu 1990 erreicht werden. Stattdessen verabschiedete sich das im Februar gebildete Regierungsbündnis von CDU/CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag von diesem Ziel – vorschnell und kurzsichtig.
Dass 2018 ein besonderes Jahr werden würde, deutete sich früh an: Bereits der Januar war im Schnitt 3,4 Grad wärmer als im Mittel zwischen 1981 und 2010. Im Mai erklärte Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima, im Interview, inwiefern sich aus den vergangenen Wochen Rückschlüsse auf Klimaveränderungen ziehen lassen – April und Mai waren die heißesten Monate in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Heiße Maimonate sind weniger selten, aber der April ist besonders: „Die fünf wärmsten Aprilmonate seit Beginn der Wetteraufzeichnung lagen alle zwischen 2007 und heute.“ Das ist kein Zufall. Das ist der Klimawandel.
Im Hambacher Wald, in der Kohlekommission, mit vielen Aktionen und Veröffentlichungen arbeitete Greenpeace 2018 am Kohleausstieg und für Klimaschutz. Das Ziel ist, die Treibhausgasemissionen weltweit so weit zu senken, dass der globale Temperaturanstieg nicht mehr als 1,5 Grad Celsius beträgt. Ansonsten drohen Verwüstungen, Überschwemmungen, Stürme, kurzum: eine Welt, die wir nicht wiedererkennen.
Was bleibt?
Greenpeace schuf dieses Jahr eindrückliche, mahnende Bilder zur Klimakrise: als Projektion am Kohlekraftwerk Lippendorf etwa oder mit einem Banner an der Zugspitze, deren Gletscher von Jahr zu Jahr schwinden. Greenpeace-Jugendliche gingen für den Klimaschutz in der Spree baden. Für lange Zeit bleiben wird ein Mahnmal, das ironischerweise gerade nicht zu sehen ist. In der Elbe nahe Magdeburg setzten Greenpeace-Aktivisten im August einen Hungerstein: Eine sehr alte Tradition, die im Flussbett Dürreperioden kennzeichnet – nur wenn der Fluss nahezu trockenliegt, sind sie sichtbar. Bei historischem Niedrigwasser platzierten Klimaschützer den Findling, der die Inschrift trägt: „Wenn du mich siehst, ist Klimakrise.“
Die kommenden Jahre entscheiden, ob unsere Lebensgrundlagen gerettet werden können. Wir brauchen den sofortigen Kohleausstieg, ein Umdenken vor allem im innerstädtischen Verkehr und eine ökologische Landwirtschaft. Es braucht Engagement von jedem Einzelnen, Mut, Ausdauer und Kraft – machbar ist es. Denn wir können gut damit leben, den so beschrifteten Stein in der Elbe niemals wiederzusehen.