Bedrohungen: Bushmeat und selektiver Holzeinschlag
- Hintergrund
Selektiver Holzeinschlag: ein schonender Eingriff in bestehende Wälder? Nein, denn durch das Fällen und den Transport der Bäume entsteht mehr Schaden, als der Begriff suggeriert.
Das Märchen vom selektiven Einschlag
Selektive Extraktion nennen internationale Holzkonzerne ihre Einschlagmethode in Afrika, bei der sie - scheinbar schonend - nur die ein bis zwei wertvollsten Urwaldriesen pro Hektar fällen, aus denen dann Furnierhölzer, Musikinstrumente, Fensterrahmen oder Parkettfußböden werden. Verschwiegen wird, dass durch das Fällen, den Abtransport mit Bulldozern und auch den Bau von Zufahrtsstraßen wesentlich größere Gebiete geschädigt werden als der Begriff selektiver Einschlag vorgaukeln möchte.
Die stürzenden Urwaldriesen schlagen im Fallen große Breschen in den Urwald, werden dann mit schweren Bulldozern zu Säge- und Lagerplätzen geschleppt, von denen Transportstraßen den Wald permanent an die Hauptverkehrswege anbinden. Für die Regenwälder Südamerikas konnte gezeigt werden, dass ein Siebtel aller Flächen, die selektiv eingeschlagen wurden, innerhalb eines Jahres vollständig entwaldet sind.
Das verheerende Geschäft mit dem Wildtierfleisch
Forstbetriebe schlagen tiefer und tiefer in die empfindlichen Waldgebiete ein, breiten sich in den letzten intakten Urwäldern aus. Ihre Transportstraßen, aber genauso die Infrastruktur um die Minen der vielen anderen Ressourcen der DR Kongo (Gold, Coltan, Kupfer u.v.m.), öffnen den Wald für die durch die Bürgerkriege hochgerüsteten Wildtierjäger. Die kommerziellen Wilderer nutzen die neuen Straßen um in früher kaum zugängliche Waldregionen vorzudringen. Gegen ihre Waffen - teilweise Maschinengewehre - haben weder die großen Arten, Gorillas, Schimpansen oder Elefanten, noch die kleinen wendigen Gazellen oder Kleinaffen eine Chance. Die Beute wird - oft auf Lastern und Schiffen der Holzfirmen - in die großen Städte transportiert und dort auf den Märkten verkauft. Die Arbeiter in den Holzfällercamps sind ebenfalls bedeutende Abnehmer dieses Wildfleischs. Bushmeat, das Fleisch wild lebender Tiere, ist eine begehrte Delikatesse und wird in den Camps und Städten um den Kongo-Fluss gut bezahlt. Über eine Million Tonnen werden davon jährlich in West- und Zentralafrika gegessen, vier Millionen Tiere geschlachtet.
Haben die Wilderer ein Waldgebiet bejagt, so hinterlassen sie es öde und leer. Ökologische Kreisläufe sind unterbrochen, und die nachhaltig mit dem Wald lebende Bevölkerung kann hier nicht überleben. Bei einigen Arten wie Schimpansen, Gorillas oder Waldelefanten kann man klar zeigen, dass die Auswirkungen des Holzeinschlags wesentlich zur Vernichtung dieser in ihrer Existenz bedrohten Arten beitragen.