Jetzt spenden
Buchenwälder

Forderungen für mehr Waldschutz

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Greenpeace und BUND Naturschutz in Bayern (BN) fordern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Neuausrichtung für den öffentlichen Wald in Bayern. Die für das Gemeinwohl wichtigen Waldfunktionen wie Erholung, Natur-, Klima- und Hochwasserschutz werden nicht vorrangig und vorbildlich erfüllt.

In einem heute veröffentlichten Forderungspapier dokumentieren Greenpeace und BN die Fehlentwicklungen im Staatswald und zeigen Lösungsansätze auf. „Im Vergleich zu anderen Ländern wird im bayerischen Staatswald zu intensiv Holz genutzt, aber zu wenig Wald geschützt,“ kritisiert Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. Im Vorfeld der Landtagswahl in Bayern fordern die beiden Umweltverbände von den Parteien, sich für eine grundsätzliche Neuausrichtung der Bewirtschaftung und einen besseren Schutz des Staatswaldes einzusetzen. Neben einem Nationalpark im Steigerwald müssen auch im Spessart große Waldschutzgebiete eingerichtet werden.

Vorrang für Gemeinwohl statt industrieller Holznutzung

Viele aktuelle Beispiele zeigen, dass bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF), die den Staatswald bewirtschaften, der kurzfristige Gewinn und die Holznutzung Vorrang haben. Immer wieder kommt es zu massiven Bodenschäden und auch Holzeinschläge in der Brut- und Aufzuchtzeit sind die Regel. Selbst Waldrodungen werden toleriert, weil der Abbau von Bodenschätzen ein lukratives Geschäft ist. Es soll zudem verstärkt Windkraftanlagen im Wald geben, wobei selbst alte Wälder als Standorte nicht tabu sind. „Bayern verstößt mit der aktuellen Praxis bei der Waldbewirtschaftung gegen ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das für den öffentlichen Wald die Umwelt- und Erholungsfunktion klar über die Holznutzung gestellt hat“, so Waldexperte Salge.

BN und Greenpeace fordern deshalb die Staatsregierung auf, für die Bewirtschaftung des Staatswaldes eindeutig festzulegen, dass die Erfüllung von Gemeinwohlfunktionen – also für Umwelt- und Klimaschutz, Hochwasserschutz und Erholung - Vorrang vor der Nutzung von Holz und Bodenschätzen haben muss. In der Fläche kann dies nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn im Wald wieder deutlich mehr Förster und Waldarbeiter arbeiten. Die Reviere müssen verkleinert werden und Förster wieder die Gesamtverantwortung für ihr Revier bekommen.

Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

In Bayern bestehen nicht nur große Defizite bei der Waldnutzung, sondern auch beim Waldschutz. So dürfen sich in den Staatswäldern, für die die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) die Verantwortung tragen, nur 7.000 Hektar dauerhaft natürlich entwickeln. Das sind weniger als ein Prozent. Aufgebessert wird diese magere Bilanz durch die beiden bestehenden Nationalparke, so dass in Bayern von den im Eigentum des Freistaates stehenden Wäldern insgesamt 26.700 Hektar dauerhaft geschützt sind. Die Bundesregierung hat schon 2007 beschlossen, dass zehn Prozent der öffentlichen Wälder bis 2020 einer natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen. Erst vor Kurzem bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) öffentlich diesen Beschluss. „Obwohl der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit am Kabinettstisch saß, als die nationalen Waldschutzziele beschlossen wurden, weigert er sich nun. sie in Bayern umzusetzen“, kritisiert Salge. „Damit verstößt der Freistaat auch gegen völkerrechtsverbindliche Vorgaben.“ Um diesen nachzukommen, müssen in Bayern noch etwa 50.000 Hektar Wald aus der forstlichen Nutzung genommen werden. Andere Bundesländer hingegen bekennen sich zu den Zielen beim Waldschutz und treiben ihre Umsetzung aktiv voran.

Transparente Planung und Kontrolle sowie mehr Bürgerbeteiligung

BN und Greenpeace fordern, bei der Planung und der Kontrolle der Staatswaldbewirtschaftung die Stellung der Forstverwaltung und des Landtags deutlich zu stärken. Dadurch sollen die Eigenkontrolle der BaySF beendet werden und moderate, nachhaltige Nutzungsmengen zu Gunsten von Klima und Naturschutz sichergestellt werden. Dazu würde auch die Zertifizierung des Staatswaldes nach den hochwertigen Standards des Forest Stewardship Council (FSC) beitragen. Die Verbände fordern außerdem mehr Transparenz beim Zugang zu Daten. Derzeit klagt Greenpeace gegen die Bayerischen Staatsforsten nach Umweltinformationsgesetz auf Herausgabe von Daten zur Lage und Zustand der alten Buchenwälder in Bayern.

Positionspapier Greenpeace & BN: Anforderungen an den Bürgerwald im 21. Jahrhundert

Positionspapier Greenpeace & BN: Anforderungen an den Bürgerwald im 21. Jahrhundert

Anzahl Seiten: 10

Dateigröße: 408.53 KB

Herunterladen
Datum
Protest in front of Ikea Store in Wallau

Mehr zum Thema

Stag Beetle in Spessart Mountains
  • 10.10.2024

Erschreckendes Ergebnis: Wälder in Deutschland stoßen inzwischen mehr klimaschädliches CO2 aus als sie speichern. Helfen kann ein starkes Bundeswaldgesetz!

mehr erfahren
Windpark bei Petkus
  • 21.06.2024

Windenergie ist eine der wichtigsten grünen Energiequellen. Das Problem: Windräder brauchen Platz. Kann es eine Lösung sein, sie im Wald zu bauen?

mehr erfahren
Author and Forestry Expert Peter Wohlleben in Cologne
  • 12.06.2024

Greenpeace, Peter Wohlleben und andere haben einen neuen Wald-Studiengang für die Hochschule Eberswalde mitentwickelt. Interessierte können sich jetzt bewerben!

mehr erfahren
Kahlschlag im Spessart
  • 13.05.2024

Der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt: Die Wälder in Deutschland sind massiv geschädigt. Die Ergebnisse gehören zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen 1984.

mehr erfahren
Ein Wald im Schutzgebiet mit Tieren – der mittlere Ausschnitt zeigt, wie Bäume gefällt werden
  • 17.11.2023

Das Bundeswaldgesetz soll modernisiert werden - doch der Entwurf ist viel zu schwach. Es fehlen bundeseinheitliche Regeln zum Schutz unserer Wälder. Denn Wald ist mehr als Holz.

mehr erfahren
verbranntes Holz
  • 30.08.2022

Hitze, Dürre, Borkenkäfer und Brände – die letzten Sommer haben unseren Wäldern stark zugesetzt. Und hinter den Kulissen wächst eine weitere Bedrohung rasant: Holzverbrennung zur Energiegewinnung.

mehr erfahren