Greenpeace-Messungen zeigen waldschädigende Praxis in Hessen
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Im Februar und März 2013 hat Greenpeace Holzvorratsmessungen in alten Buchenwäldern im hessischen Staatswald durchgeführt. Aktivisten kartierten in zwölf Messquadranten von jeweils einem Hektar alle Bäume mit einem Durchmesser von mehr als sieben Zentimetern Brusthöhendurchmesser (BHD). Aus den Informationen wurden der Holzvorrat sowie die Menge an Kohlendioxid abgeschätzt, die das Waldgebiet der Atmosphäre bereits entzogen hat. Bei neun von zwölf Quadranten alter Buchenwälder liegen die ermittelten Holzvorräte zum Teil weit unter dem bundesweiten Durchschnitt aller Wälder von 330 Vorratsfestmeter pro Hektar (Vfm/ha).
„Die zukünftige hessische Landesregierung muss eine Wende in der Waldpolitik vollziehen. Ökologie und Klimaschutz müssen im öffentlichen Wald an erster Stelle stehen und Grundlage aller waldpolitischen Entscheidungen sein“, so Gesche Jürgens, Waldexpertin bei Greenpeace.
In Zeiten des Klimawandels steht unser Wald als Speicher und Senke für das Klimagas Kohlendioxid stark im Fokus. Hessen ist eines der waldreichsten Bundesländer Deutschlands. Sein Wald ist von großer Bedeutung für das Klima, doch die starken Holzeinschläge durch Hessen-Forst schaden dem Wald durch die Leerung dieser „CO2-Vorratskammern“.
Die Unterschiede zwischen den untersuchten Quadranten sind groß und abhängig von der Bewirtschaftungsintensität. In einem Quadranten wurde ein so starker Einschlag durchgeführt, dass nahezu eine Freifläche im Wald entstand. Besonders brisant: Das Waldgebiet liegt in einem europäischen Naturschutzgebiet und soll unter anderem dem Schutz von Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwäldern dienen.
Der vorratsreichste Quadrant liegt im Reinhardswald und weist mehr als das zehnfache an Holzbiomasse auf. Dieses Waldgebiet wurde viele Jahrzehnte forstlich nicht genutzt. Auch Messungen der Landesforstverwaltung in den hessischen Naturwaldreservaten zeigen, dass in diesen forstlich ungenutzten Wäldern die Holzvorräte nahezu doppelt so hoch liegen wie im bundesdeutschen Durchschnitt.
Eine im Auftrag von Greenpeace erstellte Studie zeigt, dass sich eine konsequent umgesetzte ökologische Waldnutzung positiv auf die Anreicherung des Kohlenstoffs aus der Atmosphäre im Wald auswirkt: In der Studie wurden die ökologisch bewirtschafteten, kommunalen Wälder von Lübeck, Göttingen und Mölln auf ihre Klimawirkung untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass die Kohlenstoffvorräte (lebende Biomasse) zwölf bis 40 Prozent höher sind als der deutschlandweite Durchschnittswert von 2008. Die Kohlenstoffvorräte der Laubbäume konnten zudem in den letzten zehn Jahren deutlich angehoben werden.
Durch eine Minimierung der Holzentnahme sollen im Rahmen der ökologischen Waldbewirtschaftung die Biomasse- und damit der Kohlenstoffvorräte in den nächsten Jahren weiter aufgebaut werden. Ziel ist außerdem eine klimafreundliche Holznutzung durch Wertholzproduktion und damit der Erzeugung möglichst langlebiger Holzprodukte.
Beim Waldschutz hat Hessen großen Nachholbedarf: So sind erst weniger als drei Prozent des Staatswaldes rechtlich abgesichert geschützt, das heißt Waldgebiete, in denen dauerhaft keine forstliche Nutzung stattfindet. Bis 2020 sollen laut Nationaler Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung zehn Prozent der öffentlichen Wälder aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen und einer natürlichen Entwicklung überlassen werden.
Das Gutachten ist hier abrufbar.
Lesen Sie in untenstehender Stellungnahme nach, wie die hessische Regierung die Ausbeutung von Wäldern stoppen kann.
Mitautorin: Gesche Jürgens