Start der Weltklimakonferenz in Bonn
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Am Montag startet die Weltklimakonferenz in Bonn. Die Themen: Was wurde zum Schutz des Klimas erreicht? Was muss passieren? Erst einmal raus aus der Kohle, fordern Demonstranten.
Der steigende Meerespegel bedroht die Inselstaaten im Pazifik; immer heftigere Tropenstürme machen Zehntausende heimatlos. Und an die Nachricht, dass das Vorjahr das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen ist, hat man sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten schon fast gewöhnt. Der Klimawandel ist kein abstraktes Worst-Case-Szenario – er ist in vollem Gange. Noch können die schlimmsten Folgen der Erderhitzung aufgehalten werden. Genau das ist die Aufgabe der 23. Weltklimakonferenz, die am Montag in Bonn beginnt. Und daran erinnert heute eine Demo, zu der auch Greenpeace eingeladen hat.
Zwei Jahre sind seit dem historischen Klimagipfel in Paris vergangen. Dort einigten sich die Länder der Welt in einem Abkommen darauf, den globalen Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Schon bei 1,5 Grad sehen Klimaexperten die kleinen Inselstaaten in Gefahr, bei mehr als zwei Grad drohen drastische Folgen für den Planeten: sich ausbreitende Wüsten, häufigere Überschwemmungen, eine Weltkarte, die vor allem wegen des Anstiegs des Meeresspiegels neu gezeichnet werden muss. Der einzige Weg, das zu verhindern, ist den weltweiten Ausstoß an Kohlenstoffdioxid konsequent und schnell zu senken: Das klimaschädliche Gas, das bei der Verbrennung von Öl und Kohle entsteht, ist Hauptverursacher der Erderhitzung.
Deutschland patzt beim Klimaschutz
Trotz der in Paris geäußerten guten Absichten verkennen etliche Unterzeichnerstaaten des Klimaabkommens den Ernst der Lage. Ende Oktober dieses Jahres veröffentlichten die Vereinten Nationen den jüngsten „Emissions Gap Report“. Er zeigt, wie tief der Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit im Klimaschutz ist: Der Unterschied zwischen den CO2-Reduktionen, die nötig seien, um die Pariser Ziele zu erreichen, und den bislang zugesagten Einsparungen sei „alarmierend hoch“, so die Autoren.
Deutschland ist da keine Ausnahme, sondern schlechtes Vorbild. Trotz der Erfolge der Energiewende wird hierzulande ebenso viel klimaschädliches CO2 ausgestoßen wie vor acht Jahren. Schuld daran ist die Kohle: Die Bundesregierung unter Angela Merkel schiebt den dringend notwendigen Ausstieg aus der schmutzigen Energie auf die lange Bank. Für die deutsche Versorgungssicherheit ist der Kohlestrom gar nicht entscheidend: Ein großer Teil des Stroms wird in Deutschland nicht benötigt und ins Ausland exportiert.
Klimaschutz ist kein Luxus
Lippenbekenntnisse zum Klimaschutz reichen längst nicht mehr. In Bonn müssen die Delegierten aus aller Welt konkret werden und unter Umständen schmerzhafte Beschlüsse fassen: Klimaschutz ist kein Luxus, den man sich leistet, sondern alternativlos. Die Veränderungen im Weltklima gehen ausnahmslos alle an; einige Nationen kämpfen allerdings heute bereits ums Überleben. Beispielsweise die Republik Fidschi, die dieses Jahr Gastgeber der Weltklimakonferenz ist. Der Inselstaat im Pazifik droht buchstäblich im Meer zu versinken; finanziell kann der Staat den Kampf gegen die Folgen des Klimawandels nicht alleine stemmen. Er braucht die Solidarität reicherer Länder – wie viele andere Staaten auch.
Hier kann Deutschland Gutes tun, aber die Bundesregierung muss auch innerhalb der eigenen Grenzen etwas bewegen: Dazu gehört der Ausstieg aus der Kohle, eine Verkehrswende hin zu einer klimafreundlichen Mobilität sowie eine umweltverträgliche Agrarwende ohne Massentierhaltung.
Demo in Bonn
Greenpeace hat mit vielen weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen zu einer Demo in Bonn eingeladen. Rund 25.000 Menschen folgten dem Aufruf, um der Bundesregierung an ihrer alten Wirkungsstätte deutlich zu machen: Klimaschutz braucht den Kohleausstieg. Jennifer Morgan, Geschäftsführerin von Greenpeace International, redete auf der Abschlusskundgebung am Nachmittag den Teilnehmern der Klimakonferenz mit Nachdruck ins Gewissen, ihre Chance zur Rettung des Planeten nicht ungenutzt verstreichen zu lassen: Wir haben keine Zeit zu verlieren.