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CO2 EU-weit reduzieren statt kompensieren

Wälder, Moore, Wiesen, Acker- und Grünland-Flächen, Salzmarschen und Seegraswiesen zählen zu unseren Verbündeten in der Klimakrise. Sie nehmen viel CO2 aus der Atmosphäre auf und können deshalb helfen, die Erderwärmung zu begrenzen. Doch: Eine intensive Nutzung schadet den für Klima- und Naturschutz gleichermaßen wichtigen Ökosystemen. Das Öko-Institut hat im Auftrag von Greenpeace, finanziert durch die Umweltstiftung Greenpeace, die natürlichen sogenannten CO2-Senken der Europäischen Union (EU) analysiert. Fazit: Bei ökologischer und eingeschränkter Nutzung könnte die Natur bis 2030 mehr als doppelt so viel CO2 speichern.

Um das Pariser Klimaabkommen umzusetzen, muss die EU ihre Klimaziele bis 2030 überarbeiten. Die Europäische Kommission hat letztes Jahr einen Vorschlag gemacht, der nach wissenschaftlichen Einschätzungen nicht genügt. Um 55 Prozent soll laut Kommission der CO2-Ausstoß bis 2030 sinken. Das Europäische Parlament hat 60 Prozent weniger Emissionen gefordert. In einer umfangreichen Studie stellte das Climate Action Network Europe (CAN), ein Zusammenschluss von Klimaschutz-fordernden Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs), dar, dass mindestens 65 Prozent weniger Emissionen nötig wären, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten. Derzeit verhandeln die Länder des Europäischen Rates, das Europäische Parlament und die Europäische Kommission um das Ziel und das EU-Klimagesetz im Trialog.  

Das Klima verhandelt nicht

Die CO2-Senkenleistung von Wäldern und anderer Landnutzung darf nicht in den viel zu schwachen Ziel-Vorschlag der Kommission eingerechnet werden”, sagt Greenpeace Klimaexperte Jannes Stoppel. “Bei diesem Vorschlag verbleibt kaum noch etwas von der angestrebten Klimaschutz-Ambition des EU Green Deals. Das Klima verhandelt nicht. Die Reduktion von Emissionen auf der einen und die CO2-Speicherung auf der anderen Seite müssen möglichst genau und separat definiert sein. Alles andere verwässert die angestrebten Emissionseinsparungen.” Deswegen setzt sich Greenpeace zusammen mit anderen für ein eigenes Ziel der Senken ein, das definiert, wie viel CO2 bis 2030 durch die Landnutzung gespeichert werden soll. 

Senken nennt man im Fachjargon die natürlichen Speicher, die Kohlenstoff aus der Atmosphäre ziehen und in Biomasse oder dem Boden “versenken” - vor allem wachsende Wälder und Pflanzen. Da die Natur in natürlichen Kreisläufen funktioniert, ist es nicht einfach, die Leistung der Senken zu berechnen. Sie ergibt sich aus der Möglichkeit, CO2 durch wachsende Bäume und Pflanzen und als Ablagerung in Holz und Böden zu speichern und wiederum den Emissionen, die durch die Zersetzung, Kompostierung oder Verbrennung von Pflanzen und Bäumen entstehen. Um das zu klären, überarbeitet die EU gerade die sogenannte "Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft"-Regulierung (LULUCF). Das ist ein Regelwerk für die Berechnung von Emissionen im Land-Sektor. Mit der Studie des Öko-Institutes definiert Greenpeace in dieser Debatte, wie hoch ein ökologisch vertretbares EU-Senken-Ziel sein sollte - und welche Voraussetzungen dafür durch eine Reform der LULUCF-Regulierung gesetzt werden müssten. 

“Lassen wir die Wälder wachsen und diversifizieren wir die europäische Landnutzung, können bis 2030 zwischen 400 bis 600 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr gespeichert werden“, sagt Jannes Stoppel. Dies wäre mehr als das Doppelte dessen, was Pflanzen und Bäume 2018, abzüglich der landwirtschaftlichen Emissionen in Europa speicherten. Doch dies geht nicht, ohne den Leistungen der Natur für die Sicherung unserer Lebensgrundlagen einen anderen Wert zu geben. “Die Transformation unserer Land- und Forstwirtschaft ist eine Mammutaufgabe, denn wir müssen weniger nutzen und die Natur mehr wachsen lassen. Dies erfordert andere Bewirtschaftungskonzepte, eine umfassende Förderung und integrierte Planungsprozesse, um Landkonflikte zu vermeiden ”, sagt Stoppel. “Wenn wir es schaffen, die Senkenleistung ökologisch zu erhöhen, schaffen wir einen großen Sprung für den Schutz der Biodiversität und sichern uns gleichzeitig gegenüber zukünftigen Auswirkungen der Klimakrise ab. Hierfür braucht es Gestaltungs-Mut für eine Ökosystempolitik von morgen.”

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