Jetzt spenden
Fahrradfahrer, Berliner Fernsehturm im HIntergrund
Jan Zappner / Greenpeace

Sternfahrt für den Volkentscheid „Fahrrad“

Archiviert | Inhalt wird nicht mehr aktualisiert

Ein Volksentscheid will Berlin für Radfahrer sicherer machen. Dafür steigen heute 100.000 Menschen in den Sattel. Das Modell der Befürworter könnte bundesweit wegweisend sein.

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Etwa die Aufrufe, die Berlin von Warntafeln am Fahrbahnrand leuchten lässt: „2015: 10 getötete Radfahrer! Beim Überholen 1,5 m Abstand!“ Die Absicht ist ehrenwert, die Botschaft fatal. Furchteinflößende Verkehrshinweise wie dieser bewegen bestenfalls besonders Gemütsruhige zum Umsteigen aufs umweltfreundliche Rad.

Das Beispiel zeigt, dass Fahrräder im Straßenverkehr alles andere als gleichberechtigt mit Kraftfahrzeugen sind. Dabei gehören die Radler längst zu den wichtigsten Verkehrsteilnehmern auf deutschen Straßen. In der Berliner Innenstadt liegt das Fahrrad bei der Transportmittelwahl noch vor dem Auto: 18 Prozent aller zurückgelegten Kilometer – pro Tag und Person – werden hier mit dem Rad gefahren. Der sogenannte „motorisierte Individualverkehr“, also Leute, die im eigenen PKW unterwegs sind, kommt auf 17 Prozent.

Müsste man dieses Potenzial nicht entwickeln? Gerade mit Blick auf die fatale Klimabilanz des Verkehrssektors: Während der gesamte CO2-Ausstoß in Berlin zwischen 1990 und 2013 um gut 30 Prozent gesunken ist, sind die Emissionen auf der Straße in dieser Zeit sogar noch gestiegen. Dabei nehmen viele Leute selbst in nicht besonders fahrradfreundlichen Städten gerne das Rad und tragen damit zur Luftverbesserung und zum Klimaschutz bei. Wie viele würden es erst, wenn Fahrradfahren wirklich sicher und komfortabel wäre? Und was würde das für die innerstädtische Schadstoffbelastung und den Klimawandel bedeuten?

Berliner suchen nach einer Lösung

Eine Initiative in Berlin hat sich überlegt, wie Radfahren in der Stadt aussehen muss, damit mehr Leute bereitwillig aufs Auto verzichten. Einige der Forderungen:

  • Breite Fahrradwege in beiden Richtungen
  • Grüne Welle für Radfahrer
  • Fahrbahnen und Parkplätze werden reduziert, um die Verkehrsfläche gerechter zu verteilen
  • Ausbau von Radschnellwegen
  • 100.000 Radabstellplätze an U- und S-Bahnhöfen, um den Umstieg vom Auto aufs Rad und den öffentlichen Personennahverkehr zu fördern

Um diese Ziele zu verwirklichen, soll ein Volksentscheid her, der sie politisch verbindlich macht. Bevor eine solche Abstimmung stattfinden kann, muss aber erst ein Volksbegehren 20.000 Stimmen sammeln – so sieht es die Gesetzgebung der Hauptstadt vor.

Sternfahrt für eine fahrradfreundliche Stadt

Am Sonntag wird auf einer Sternfahrt in Berlin für den Volksentscheid und um noch fehlende Stimmen für das Volksbegehren geworben. Bis zum 10. Juni haben die Berliner Zeit, die nötigen Befürworter zu gewinnen. Es mangelt nicht an Unterstützern: Mehr als 100.000 Teilnehmer werden bei der Fahrt aufs Brandenburger Tor erwartet.

Greenpeace unterstützt den Volksentscheid, dessen Ziele ehrgeizig wirken, aber durchdacht und umsetzbar sind. Mit dem Konzept „Im Kern gesund“ hat Greenpeace selbst einen Plan vorgelegt, wie die Innenstädte der Zukunft aussehen können: mit viel weniger Autos, dafür mit elektrischem ÖPNV und besserer Luft.

Was die Initiative vorschlägt, ist nicht billig – aber auch nicht ohne Vorbild. Kopenhagen etwa fördert die Infrastruktur für Radfahrer jährlich mit rund 20 Euro pro Einwohner. Davon lassen sich Radwege, Ampelanlagen, Stellplätze und vieles Weitere finanzieren und unterhalten.

Unsummen für Autofahrer, Krümel für die Radler

Andernorts ist noch Luft nach oben: Berlin nimmt für derlei Maßnahmen bislang nicht einmal ein Zehntel, nämlich 1,80 Euro, pro Bürger in die Hand. Zum Vergleich: Die 3,2 Kilometer Stadtautobahn, die Berlin derzeit zwischen Treptow und Neukölln baut, kosten 480 Millionen Euro. Auf die dreieinhalb Millionen Berliner umgelegt käme man pro Kopf auf stolze 137 Euro.

Ein teures Stück Asphalt, das den Verkehr weder beschleunigt noch merklich entlastet: Wo mehr Straße ist, fahren letztlich einfach mehr Autos.

>>> Tragen Sie dazu bei, die schlechte Luft in deutschen Städten zu mindern. Schreiben Sie eine Protestmail an Verkehrsminister Alexander Dobrindt und fordern Sie ein Ende der umweltschädlichen Diesel-Subventionen!

  • Radfahrer von hinten in Berlin

    Fest im Sattel für den Volksentscheid

    Überspringe die Bildergalerie
  • Fahrradfahrer auf der Autobahn

    Bahn frei!

    Überspringe die Bildergalerie
  • Radfahrer und Passanten in Berliner Wohngebiet

    Neue Mobilität

    Überspringe die Bildergalerie
Ende der Gallerie

Online-Mitmachaktion

https://act.greenpeace.de/deutschlandticket-retten

Deutschlandticket retten!

Friedrich Merz und die CDU/CSU drohen mit dem Aus des Deutschlandtickets – dabei entlastet der Fahrschein Millionen von Menschen und schützt das Klima. Diesen Fortschritt für bezahlbaren Klimaschutz dürfen wir nicht aufgeben. Unterzeichnen Sie, um das Deutschlandticket zu retten!

Petition unterzeichnen
0%
vom Ziel erreicht
0
haben mitgemacht
0%
Bus fährt am Bundestag vorbei mit Schriftzug "Deutschlandticket retten"

Mehr zum Thema

Gelbe Bahn überquert Brücke, im Hintergrund Häuser und Straßenverkehr

Städteranking: ÖPNV-Vergleich zeigt Stillstand

In Städten sind Bus und Bahn das effizienteste Verkehrsmittel. Klimafreundlich sind sie auch. Doch jetzt zeigt ein Greenpeace-Vergleich: Der Nahverkehr-Ausbau kommt kaum voran.

mehr erfahren über Städteranking: ÖPNV-Vergleich zeigt Stillstand
Zwei Autos auf der Straße, aus dem Auspuff quellen Abgase

Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima

Das Ende neuer Verbrenner ab 2035 steht fest, doch es regt sich Widerstand. Droht eine Kehrtwende beim Aus für Benzin- und Dieselautos?

mehr erfahren über Verbrenner-Aus 2035: für Gesundheit und Klima
Demonstration mit Bus für Deutschlandticket

Deutschlandticket: Wie geht's weiter?

Etwa 14 Millionen Menschen nutzen das Deutschlandticket für Busse und Bahnen. Doch hinter der dauerhaften Finanzierung des Fahrscheins steht nach wie vor ein Fragezeichen.

mehr erfahren über Deutschlandticket: Wie geht's weiter?
Züge und Menschen am Hauptbahnhof in Hamburg

Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket kostet seit Anfang des Jahres 58 Euro. Eine Umfrage zeigt, dass sich mit einem günstigeren Ticket mehr Wege vom Auto auf klimafreundliche Busse und Bahnen verlagern würden.

mehr erfahren über Preisfrage: Lohnt sich das Deutschlandticket?
Radfahrer auf Fahrradstraße in Kopenhagen (Dänemark)

Dienstfahrrad-Rechner der wichtigsten Leasingangebote

Dienstwagen war vorgestern – heutzutage sind Dienstfahrräder angesagt! Aber worauf kommt es bei den Dienstrad-Leasing für Arbeitnehmer:innen an?

mehr erfahren über Dienstfahrrad-Rechner der wichtigsten Leasingangebote
Car Exhaust at Multi Lane Street in Berlin

Mit Steuern gegenlenken

Wie eine Zulassungssteuer auf Neuwagen mit Verbrennungsmotor den Absatz von E-Autos ankurbeln und soziale Schieflagen korrigieren kann, zeigt eine Greenpeace-Berechnung.

mehr erfahren über Mit Steuern gegenlenken