Außerschulischer Lernort: Mikroplastik sammeln auf der Elbe
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Zukunftsfähige Bildung knüpft an die Lebenswelt an: Zusammen mit Greenpeace haben 15 Schüler:innen Mikroplastikproben aus der Elbe gesammelt und diese untersucht.
Die Sonne strahlt mit dem blauen Himmel um die Wette, als Greenpeace-Aktive das erste von vier Schlauchbooten über die Rampe des Greenpeace-Lagers in die Elbe rangieren. Heute steht eine besondere Aktion für die Schlauchboot-Crews an: ein Einsatz mit dem Greenpeace Bildungsteam und einer Schulklasse der Schule Campus Hafen City.
Außerschulische Lernorte entdecken
In unmittelbarer Nähe zur Hamburger Greenpeace-Zentrale gelegen, steht die Schule mit Greenpeace als außerschulischem Bildungspartner im regelmäsigen Austausch “In einem unserer Treffen mit Greenpeace erzählte ich von unserem neuen Schullabor und davon, dass unsere sechsten Klassen bald mit dem naturwissenschaftlichen Kurs “'Forschen' loslegen. Schnell lag die Idee auf dem Tisch, unseren Heimvorteil zu nutzen und mit Greenpeace und den Schüler:innen die Elbe auf ihren Mikroplastik-Gehalt zu untersuchen", erklärt Schulleiterin Meike Ludzay.
“Schön, dass Ihr da seid!” ruft Greenpeace-Bildungsexperte Markus Power unter der Installation des elf Meter hohen Plastikmüllstrudels in der Greenpeace-Ausstellung. Für die 15 Kinder startet jetzt ein Schultag der ganz besonderen Art. Greenpeace-Konsumexpertin Viola Wohlgemuth und Greenpeace-Meeresexperte Manfred Santen erklären zunächst, warum Plastikmüll so schädlich für die Umwelt ist.
Dann steigt die Aufregung, denn die vier roten Schlauchboote sind vor dem Greenpeace-Büro in der Hafencity angekommen. Jetzt heißt es also: Schwimmwesten anziehen, ab in die Boote und Leinen los! Ziel ist der Elbabschnitt vor dem Elbstrand am Museumshafen Övelgönne. Dort sollen mit sogenannten Manta-Trawls - das sind wissenschaftliche Geräte mit feinen Netzen, die Plastikpartikel aus Gewässern sieben können - Proben aus der Elbe entnommen werden.
Praktischer Schulunterricht auf der Elbe
“Anhand des Themas Mikroplastik lernen die Schüler:innen die globale Dimension eines Umweltproblems kennen, das sie im Alltag erleben. Gleichzeitig bieten sich ganz lokale Handlungsoptionen, über die auch Engagement und gesellschaftliche Teilhabe eingeübt werden”, erläutert Markus Power einem Journalisten, der einen Beitrag zu der Aktion dreht. “Diese Mikroplastik-Aktion macht Lerninhalte aus dem Unterricht relevant in der Lebenswelt der Teilnehmenden.”
Am Ort der Probenahme angekommen, lässt die Bootscrew die Manta-Trawls zu Wasser. Mit etwa eineinhalb Knoten Geschwindigkeit ziehen jeweils zwei Boote einen Manta Trawl zwischen sich durch den Strom. Währenddessen holen Kinder Stifte und Klemmbrett hervor. “Hier müssen wir jetzt die Zahl des Strömungsmesser eintragen,” sagt Markus Power. “Und die Uhrzeit!,” sagt Adrian, der für für das Probenahmeprotokoll zuständig ist.
Klassenlehrerin Irma Ebbers freut sich: “Versuchsprotokolle haben die Schüler:innen gerade vor Kurzem im Unterricht kennengelernt. Jetzt wird das Gelernte plötzlich in einer realen Situation außerhalb des Klassenraums relevant und die Kinder verknüpfen den Schulstoff mit eigenen Erlebnissen. Sie kommen vom Wissen zum Handeln und sammeln im Handeln weiteres Wissen. Genau das ist es, was eine gute Bildung für nachhaltige Entwicklung ausmacht.”
Greenpeace macht Schule
Von der Elbe ins Labor
Zwanzig Minuten fließt das Wasser der Elbe durch die Netze der Manta-Trawls. Die Proben werden die Schüler:innen am Nachmittag unter fachkundiger Anleitung von Greenpeace Plastikexpertin Viola Wohlgemuth im Schullabor unter Mikroskopen untersuchen. Schon beim ersten Blick ins Innere des Netzes fallen mehrere kleine Teile auf - sehr wahrscheinlich Plastikteilchen.
“Wir vermuten, dass mindestens 150 Millionen Tonnen Plastikabfälle im Meer schwimmen, die in riesigen Müllstrudeln in den Ozeanen zirkulieren ,” erklärt Viola Wohlgemuth mit Blick auf den Behälter, in dem die Proben ins Labor gebracht werden. “Das Plastik wird durch Umwelteinflüsse immer weiter zerkleinert, bis aus einer Plastikflasche oder einem verloren gegangenen Fischernetz so kleine Teilchen werden, wie wir sie gerade gefunden haben - und noch kleiner. Viel Plastikmüll gelangt über Flüsse ins Meer - so wie hier mit der Elbe, die Plastikmüll in die Nordsee trägt.”
Zukunftsfähige Bildung mit Greenpeace
“Ich fand es ganz toll, dass wir das heute gemacht haben und nicht nur in der Klasse sitzen. Wir haben heute viel über Plastik gelernt und was damit passiert, wenn wir es wegschmeißen,” sagt Schülerin Maya. Und auch ihr Mitschüler Moritz fand den besonderen Schultag super: “Wir benutzen alle Plastik im Alltag und verschmutzen unsere Erde. Das ist ein wichtiges Thema und daher fand ich die Aktion heute mit Greenpeace sehr gut.”
Während die Boots-Crews mit einem Gartenschlauch das Salzwasser aus den Motoren spülen, fällt auch die Schultür am Campus Hafen City hinter Schulleiterin Ludzay ins Schloss. Ein aufregender Tag geht zu Ende.