Eine freie Ukraine braucht Erneuerbare Energie
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Ukrainische Organisationen und Greenpeace protestieren in Berlin vor der Internationalen Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine für ehrgeizige ökologische Standards und Klimaschutz statt Investitionen in fossile Brennstoffe.
Brutal und erbarmungslos tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Mit immer neuen Drohungen und Eskalationen versucht Putin die ukrainische Bevölkerung und ganz Europa einzuschüchtern. Die Zerstörung von Städten und Dörfern, Infrastruktur, Eisenbahnlinien, Straßen, Schulen, Universitäten oder Krankenhäusern durch Putins Armee ist bereits jetzt gewaltig.
Doch eines Tages wird und muss es wieder Frieden in der Ukraine geben und all das, was im Krieg zerstört wurde, muss wieder aufgebaut werden. Daher tagt nun bereits zum zweiten Mal die Internationale Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine. Auf Einladung der G7-Präsidentschaft Deutschlands findet sie dieses Mal in Berlin statt.
Aktivist:innen ukrainischer Organisationen sowie von Greenpeace demonstrieren mit einem Windrad vor dem Kanzleramt. Sie fordern, Klimaverträglichkeit zum Leitbild für den Wiederaufbau zu machen. Das bedeutet: Umstieg auf erneuerbare Energien, keine weiteren Investitionen in fossile Brennstoffe, umweltfreundlicher Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Niedrigstenergiehäuser als Standard. Die Organisationen „Ecoaction", „Razom We Stand", „Vision Zero" und Greenpeace erwarten von Bundeskanzler Olaf Scholz, sich auf der Konferenz für dieses Ziel einzusetzen. „Die Ukraine hat jetzt die historische Chance, den Weg zu klimafreundlicher, unabhängiger Energie mit modernen Technologien einzuschlagen“, sagt Denys Tsutsaiev, Greenpeace-Kampaigner in Kiew für nachhaltigen Wiederaufbau. Die bisherigen Pläne verfehlen dieses Ziel aber deutlich – so wird etwa das Wort „Auto“ darin 195-mal erwähnt, „nachhaltig“ aber nur einmal.
„Wir können uns nicht mehr auf die zentralisierten fossilen Energiesysteme der Vergangenheit verlassen", sagt Svitlana Romanko, Direktorin von Razom We Stand. „Sie schaden nicht nur dem Klima, sondern haben sich auch als extrem anfällig für gezielte Angriffe erwiesen. Erneuerbare Energien sind Energieformen der Freiheit und werden bald die veralteten Wirtschaftskonzepte von gestern verdrängen. Bundeskanzler Scholz und Präsident Selenski müssen der Wahrheit ins Auge sehen: In einer Nachkriegs-Ukraine ist kein Platz für neue Infrastruktur für fossile Brennstoffe."
Klimaschutz statt fossile Brennstoffe
„Erneuerbare Energien waren vor dem Krieg in der Ukraine ein schnell wachsender Sektor", sagt Yevheniia Zasiadko, Leiterin der Klimaabteilung von Ecoaction. „Aber es gab eine problematische Ballung im Süden, der jetzt besonders vom Krieg betroffen ist. Das zentralisierte Gesamt-Energiesystem ist ein leichtes Ziel für russische Angriffe, was Auswirkungen für das ganze Land hat. Die Perspektive für den Wiederaufbau müssen dezentrale erneuerbare Projekte sein und eine geringere Abhängigkeit von großen Anlagen wie Atomkraftwerken. Haushalte, Organisationen und Gemeinden sollten in der Lage sein, ihre eigene Energie zu produzieren und zu verwalten."
„Der Entwurf für die Wiederaufbaupläne der Ukraine entspricht überhaupt nicht der EU-Strategie für intelligente und nachhaltige Mobilität", sagt Viktor Zagreba, Leiter von Vision Zero. „Zudem werden die Bedürfnisse der ukrainischen Städte überhaupt nicht berücksichtigt. Die Wiederaufbaupläne müssen komplett neu geschrieben werden. Die neuen Pläne müssen auf den EU-Zielen für nachhaltige Mobilität und auf best practice basieren."
„Bei Reparatur und Neubau von Gebäuden können wir es uns nicht leisten, Wiederaufbau-Gelder für alte Technologien auszugeben“, sagt Tsutsaiev. „Der Einbau von Photovoltaik, Wärmepumpen und guter Isolierung sollte Priorität haben – damit alle Ukrainer:innen, die auf ihre Rückkehr warten, ein warmes, effizientes und einladendes Zuhause haben. Niedrigstenergiehäuser sollten bereits ab 2023 der neue Standard für alle Neubauten sein.“
Über die Organisationen:
Razom We Stand, gegründet im Jahr 2022, ist eine Graswurzelorganisation, die ein dauerhaftes Embargo für russische fossile Brennstoffe und ein sofortiges Ende aller Investitionen in russische Öl- und Gasunternehmen fordert. Sie arbeitet für eine Neugestaltung der Weltwirtschaft auf der Grundlage Erneuerbarer Energien, die Befreiung von Petro-Diktatoren und den vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, um eine wohlhabendere und friedlichere Zukunft für die Ukraine und die ganze Welt zu schaffen. „Wir handeln gemeinsam, um die durch fossile Brennstoffe verursachten Konflikte und das Klimachaos zu beenden und die Revolution für saubere Energie in der Ukraine und weltweit voranzutreiben.“ Die Organisation finanziert sich durch Zuschüsse von philanthropischen Stiftungen.
Das 2017 gegründete Zentrum für Umweltinitiativen Ecoaction ist eine zivilgesellschaftliche Organisation, die die Bemühungen von Expert:innen und Aktivist:innen im gemeinsamen Kampf für den Umweltschutz vereint. Sie setzt sich für Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, die Bekämpfung des Klimawandels, saubere Luft für alle und eine nachhaltige Entwicklung von Verkehr und Landwirtschaft in der Ukraine ein. Die Organisation finanziert sich durch Zuschüsse, Mitgliedschaft und individuelle Unterstützer:innen.
Vision Zero, gegründet 2016, ist eine ukrainische Forschungs- und Advocacyorganisation, die sich für nachhaltige urbane Mobilität mit drei Zielen einsetzt: Null Todesopfer bei Verkehrsunfällen, null CO2-Ausstoß beim öffentlichen Nahverkehr und null Barrieren für Personen mit eingeschränkter Mobilität. Die Organisation arbeitet ehrenamtlich. Einige Forschungsarbeiten werden von Partnerorganisationen über internationale Zuschüsse finanziert.
Greenpeace ist ein Netzwerk von unabhängigen Organisationen mit nationalen und regionalen Büros in 55 Ländern. Die Ukraine wird durch das Büro Mittel- und Osteuropa abgedeckt, in dem derzeit zwei ukrainische Mitarbeiter:innen an dem Projekt "Greening Ukraine's Reconstruction" arbeiten. Greenpeace ist international, überparteilich und völlig unabhängig von Politik und Wirtschaft. Mit gewaltfreien Aktionen kämpft Greenpeace für den Schutz der Lebensgrundlagen. Mehr als 630.000 Fördermitglieder in Deutschland spenden an Greenpeace und gewährleisten damit unsere tägliche Arbeit zum Schutz der Umwelt, der Völkerverständigung und des Friedens.