Fragen und Antworten zu den Stickoxidmessungen von Greenpeace
- Hintergrund
Was misst Greenpeace genau? Und warum in diesen Städten? Unser Überblick gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was genau misst Greenpeace?
Greenpeace misst gemeinsam mit der Universität Heidelberg die Belastung mit Stickstoffdioxid (kurz NO2) in der Luft (Mikrogramm/m3). Gemessen wird mit einem neuen Messgerät namens NO2 ICAD, das auf den Anhänger eines E-Bikes montiert wurde, also mobil ist. Greenpeace misst auch abseits der wenigen offiziellen Messstationen an verkehrsreichen Straßen, auf Fahrradwegen und Kinderspielplätzen. Die Messungen sollen ein besseres Bild davon vermitteln, wie stark die NO2-Belastung an Orten ist, an denen sich viele Menschen aufhalten.
Warum gerade Stickoxid?
Stickstoffdioxid ist ein gesundheitsschädlicher Luftschadstoff, der bei Verbrennungsprozessen entsteht. Der Schadstoff fördert Atemwegserkrankungen wie Asthma, Allergien, Herzkreislauferkrankungen, Krebs und kann zum vorzeitigen Tod führen. Allein in Deutschland geht die Europäische Umweltagentur von jährlich gut 10.000 vorzeitigen Todesfällen durch hohe Stickstoffdioxid-Werte aus. Die größte Ursache sind Dieselmotoren, die für etwa zwei Drittel der Stickoxid-Emissionen im Straßenverkehr verantwortlich sind. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht Dieselabgase als eindeutig krebserregend an und ordnet die Abgase der Selbstzünder in einer Gruppe mit Arsen, Asbest und Senfgas ein.
Wo liegen die offiziellen Grenzwerte?
Der EU-Grenzwert für das Jahresmittel liegt bei 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter. Doch dieser Wert, der in Deutschland seit Jahren an zwei Drittel der offiziellen innerstädtischen Messstationen überschritten wird, ist umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO etwa fordert eine Halbierung des Grenzwerts auf 20 Mikrogramm.
Welche Relevanz haben die Greenpeace-Werte?
Greenpeace misst Spotwerte, die anschließend in einer Auswertung auf Jahresmittelwerte hochgerechnet werden. Sowohl die Momentaufnahmen, als auch die hochgerechneten Jahresmittelwerte vermitteln einen genaueren Eindruck über die Gesundheitsgefahr durch das Reizgas NO2, der die Bevölkerung ausgesetzt ist. Studien belegen, dass schon kurzer Kontakt mit dem Schadstoff Schleimhäute, Augen und Atemwege reizt. Zudem treten gefährlich hohe Stickoxid-Konzentrationen längst nicht alleine an einigen wenigen Hotspots auf, sondern auch auf Fahrradwegen, Spielplätzen und in Wohnungen in der Nähe größerer Straßen.
Warum misst Greenpeace ausgerechnet in diesen Städten?
Greenpeace misst bundesweit in 13 großen Städten in vier Bundesländern die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid. Die Städte sind Berlin, Köln, Dortmund, Düsseldorf, München, Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Freiburg, Tübingen und Stuttgart. Durch die Stationen des offiziellen Messnetzes ist bekannt, dass diese Städte seit Jahren ein Stickstoffdioxidproblem haben. Die Belastung mit Stickstoffdioxid schwankt lokal jedoch sehr stark. Das Ziel der Messungen von Greenpeace in diesen Städten ist festzustellen, wie hoch die Schadstoffbelastung dort ist, wo sich viele Menschen aufhalten.
Wie misst Greenpeace?
Es wird auf Basis der sogenannten Differenziellen Optischen Absorptions Spektroskoie (DOAS) gemessen. Dabei wird ein Strahl gebündeltes Licht (LED, kein Laser) über eine Strecke von mehreren 100 Metern geschickt und die Lichtspektren analysiert. Durch die spezifischen Absorptionseigenschaften von NO2 kann so der Stickstoffdioxid-Gehalt in der Luft festgesellt werden. Die lange Strecke wird im Gerät verkürzt, indem das Licht mehrere 100 mal über Hochleistungsspiegel im Gerät hin- und her geschickt wird. Das Gerät ist deshalb auch recht klein (80 x 30 x 15 Zentimeter). Durch diese neuartige Komprimierung der Messstrecke, kann auch die punktuelle NO2-Konzentration festgestellt werden, während die DOAS Methode zuvor mit der Lichtstrecke über mehrere hundert Meter nur die mittlere Konzentration über die gesamte Strecke zuließ. Das NO2 ICAD kann alle drei Sekunden einen NO2-Wert ermitteln. Dagegen arbeiten die Messgeräte des Umweltbundesamts mit einer weitaus komplexeren Methode, bei der NO2 zunächst chemisch umgewandelt wird. Aufgrund der Fehleranfälligkeit dieser Methode wird bei diesen Geräten nur ein Stundendurchschnittswert ermittelt.